Die Fasnacht der Goldmäuder Einsiedeln

Fasnacht – Für manche, vor allem die Einsiedler, die schönste Zeit des Jahres. Ein Ausbrechen aus dem Alltag, der gewohnten Ordnung; sein wahres Gesicht zeigen und dabei dennoch die Anonymität gegenüber dem Zuschauer wahren. Auch wenn die Fasnacht nicht in Einsiedeln erfunden wurde, hat sie dennoch im Laufe der Jahrhunderte ihr hiesiges Gepräge erhalten.

Dreikönigstag

Fasnachtsgesellschaft Goldmäuder Einsiedeln, Einsiedler Fasnacht, Ustrichlä

Itrichlä an Drei Königen

Am 6. Januar um 20:00 Uhr wechselt in Einsiedeln die Stimmung von weihnachtlich fast schlagartig in fasnächtlich. Mit Schlag 20:00 Uhr starten die Trichler der Goldmäuder vor dem Kloster und ziehen – meist in einer grossen Gruppe von über 40 Trichler – im Gleichschritt die Hauptsrasse hinunter. Dicht gesäumt verfolgen die Einsiedler das Geschehen am Strassenrand und wippen meist leicht mit im Trichlertakt. Nach den Goldmäudern starten auch die Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr in die fünfte Jahreszeit. Verschiedene Jochtrichlergruppen wie die Trichlergruppe Edelweiss oder aus den Vierteln sind ebenfalls unterwegs.

Nach dem ersten Gang das Dorf hinunter verteilen sich die Gruppen im ganzen Dorf und machen da und dort in den Wirtshäusern Halt.

Der Einsiedler Dichter Meinrad Lienert (1865 – 1933) findet für diesen Abend folgende Worte:
«s’ist ja Chasper, Melk und Balz hüt;
Fasnecht rytet ine,
Um ne Gulischritt scho wider
tüend d’Nachtschatte schwyne.»

Ab 0:15 Uhr treffen sich dann alle Gruppen, auch diejenigen aus den Vierteln, auf dem Dorfplatz in Unterdorf. Gemeinsam umrunden sie den Platz wiederum zur Freude der noch Aufgebliebenen. Hunderte Trichler und rund ein Dutzend Geiselchlepfer führen den Beginn der Fasnachtszeit zu einem infernalen Höhepunkt.

Danach ziehen sich die Gruppen zurück. Die Goldmäuder geniessen im Mäuderschopf dann gerne einen oder auch zwei grosse Teller Spaghetti und diskutieren miteinander schon angeregt die anstehenden Fasnachtstage.

Letzter Freitag im Januar

Mäuderball

Bereits zu den Gründungszeiten der Goldmäuder gab es musikalische Fasnachtsveranstaltungen, Theater oder Bälle. Durchgeführt von den verschiednesten Vereinen wie Sportvereine oder Musikgesellschaften.

Bei den Mäudern dauerte es 38 Jahre seit der Gründung bis sich die Idee des eigenen Maskenablles durchsetzen konnte. Speziell am ersten Maskenball 1968 war, dass er auf dem «Lande» im Hotel Löwen Birchli stattfand. Den Shuttlebetrieb nahmen die Mäuder mit dem «Mäuder-Express» gleich selbst in die Hand. In den 70er-Jahren mauserte sich der Mäuderball zu einem grösseren Anlass mit einigen hundert Teilnehmern.

Fasnachtsgesellschaft Goldmäuder Einsiedeln, Einsiedler Fasnacht, Mäuderball

Neben dem Löwen wurden im Birchli auch die Restaurants Sternen und Rössli hinzugenommen.

Aus Platzmangel wurde 1978 in’s neue Dorfzentrum «gezüglet», was dem Ball am Anfang aber nicht bekommen ist, die Eintrittzahlen sind dramatisch eingebrochen. Die Konkurrenz war in dieser Zeit gross und man musste sich abheben, um bestehen zu können.

Verschiedene Anpassungen brachten den Mäuderball auf die Erfolgsspur zurück:
  • Fixes Datum am letzten Freitag im Januar
  • Passepartout Lokale im Unterdorf
  • Maskenprämierung
  • Tanzorchester im grossen Dorfzentrumsaal

In den Grundzügen ist der Mäuderball auch heute noch so organisiert. Auch wenn die Anzahl Lokale im Unterdorf als Passepartout-Lokale stark abgenommen haben. Dies wurde mit mobilen Baren (seit 1998) kompensiert.

Früher gingen meist schöne Damenmasken an den Maskenball und die in zivil auftretenden Männer luden diese natürlich grosszügig zum Tanz und Trunke ein. Der zivile Anteil nahm in den 90er Jahren merklich ab und fast alle Besucher kommen heute kostümiert. Der Mäuderball ist inzwischen eine Kostümparty geworden. Daher mussten die Verantwortlichen 2001 auch einen Eintritt für die Maskierten einführen, um schon damals die stetig steigenden Infrastrukturkosten decken zu können.

Inzwischen wird der Mäuderball durch den Verein Maskenball Einsiedeln im Auftrag der Goldmäuder organisiert. Mit durchschnittlich rund 2’200 Besuchern ist der Mäuderball der grösste Maskenball der Region. Die Mäuder sind immer bestrebt, den Ball attraktiv und sicher zu behalten. So werden immer wieder Neuerungen und Anpassungen an Konzept und Organisation umgesetzt, dass der Ball beliebt und modern bleiben kann.

Am Sonntag nach dem Mäuderball findet seit über 40 Jahren der Kindermaskenball der Hudi 17 im Dorfzentrum statt. Die Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr führt ihren, etwas kleineren, aber dafür intimeren Bürgerwehrball am Freitag nach dem Mäuderball durch.

Schmutzigä Dunschtig

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Itrichlä der Buebätrichler

Der Schmutzige Donnerstag ist seit jeher den Kindern vorbehalten. Wie die Grossen soll auch dieser grosse Tag mit dem «Itrichlä» um 04:00 Uhr in der Frühe begonnen werden. Unverkleidet ziehen die Buebätrichler der Goldmäuder zusammen mit den Kindertrichler der Bürgerwehr ihre Runden durch das Dorf, ehe sie um 06:00 Uhr von den beiden Gesellschaften zum verdienten Morgenessen eingeladen werden.

Seniorenumzug

Der Morgen des Schmutzigen Donnerstags war lange ruhig, ehe sich nach erfolglosen Versuchen in den 60er-Jahren der Seniorenumzug 1984 durchsetzen konnte. Er ist eigentlich der Sühudiumzug, wie er früher stattgefunden hatte. Startpunkt in der Schmiedenstrasse und die Pausen in verschiedenen Lokalitäten, was zu einem eigentlichen Sühudiball führen kann. Am Schluss treffen sich alle Fasnachts-Senioren im Klostergarten, wo auch eine Musik aufspielt. Dies ist auch gleich der einzige organisierte Teil des ganzen Morgens. Die Musik wird von den Goldmäudern «gesponsort» und viele Mäuder mussten schon «pressieren», um für den Nachmittag wieder bereit zu sein.

Fasnachtsgesellschaft Goldmäuder Einsiedeln, Einsiedler Fasnacht, Sühudiumzug
Fasnachtsgesellschaft Goldmäuder Einsiedeln, Einsiedler Fasnacht, Kinderumzug

Kinderumzug der Goldmäuder

«Die Tatsache, diesen Tag (den Schmutzigen Donnerstag) nur für die Waldstattkinder zu reservieren, ist historisch gut nachgewiesen. Diese Kinderfasnacht ist aber seit Jahren so, dass der Tag müde und ohne jeglichen nennenswerten Betrieb und fasnächtlichen Sinn oder Unsinn für die Kinder vorüberging zum Freitag, wo dann ususgemäss die Schulmeister nach den masketragenden Kleinen forschten»
So steht es im Protokoll der Generalversammlung vom 14. Januar 1956.
Damals war es den Kindern verboten sich zu verkleiden, höchstens ein Tüchlein über das Gesicht war erlaubt. Erstkommunikanten war sogar dies verboten. Wer sich trotzdem verkleidete, wurde in der Schule, falls es bemerkt wurde, scharf bestraft.

Die Mäuder entschlossen sich noch 1956 einen Kinderumzug auf die Beine zu stellen. Dazu mussten die Bewilligungen der Pfarrei und des Schulrates eingeholt werden. Was auch nach einigen Diskussionen möglich wurde.

Die Idee des Kinderumzuges von 1956 ist noch heute aktuell: Ein Kinderumzug soll während zwei Stunden die Dorfstrassen beleben, und den maskierten Kindern sollen von einer fahrbaren Goldmäuderküche aus heisse Wienerli, Bürli und Heliomalt gratis abgegeben werden. Zum Schluss soll das Attribut der Gesellschaft, der Mäuder, auf dem Platze elendiglich explodieren.

Statt Heliomalt wird heute Orangenpunsch abgegeben. Die heutige fahrbare Mäuderküche wurde in den 90er-Jahren in Eigenregie gebaut, damit auf aufwändige Auf- und Abbauarbeiten, wie in früheren Jahren verzichtet werden kann. Ansonsten ist der Ablauf immer noch derselbe wie anno 1956!
In den 90er-Jahren versuchte man mittels Maskenprämierung für Gruppen grössere Gruppenverbände an den Umzug zu bringen. Dies gelang unter Mithilfe von Familien, Lehrkräften und anderen Fasnachtsbegeisterten. Das Geld für die Verpflegung wird direkt am Umzug in Sameltüchern gesammelt. Der Dank an die jeweils zahlreichen Spendern sei ein weiteres Mal ausgesprochen.

Nach dem Umzug macht das Mäuderbähnli noch einige Runden mit den kleinen Mäschgli durchs Dorf, bis gegen die Abendstunden die Kinderfasnacht ausklingt.

Beizenfasnacht

Denn schon bald treffen sich wieder ganz andere Gruppen, um den Abend zu verschönern. Traditionell wird am Schmutzigen Donnerstag eine Beizenfasnacht in den Gaststuben gefeiert. Diverse Schnitzelbankvorträge haben sich etabliert und in den auserkorenen Lokalen sind die Plätze weit vor der Fasnacht ausgebucht. Leider wird das klassische Hudi mehr und mehr verdrängt, da im strengen Zeitplan der Schnitzelbänke, zu hudenen, sich nach Ansicht der Sänger nicht schicken soll. Jedoch stellt sich Groll meist nur im kleinen Rahmen ein, da an der Fasnacht ja alle gleich sein sollten. Den Hudis sei gesagt, es gibt auch Lokale, in denen keine Schnitzelbänke vorbeikommen. Die Gäste danken es euch mit leuchtender Freude, je nachdem, was mit ihnen noch geschehen wird … Auch die Trichler sind wieder unterwegs, meist in kleineren Gruppen und immer wieder auf der Suche einem verdienten Fasnächtler ein «Kantüssli» zu geben. Das Treiben kann bis in die Morgenstunden andauern, denn der Fasnächtler ist sehr ausdauernd.

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Fasnachtsmäntig

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Itrichlä

August Gyr umschreibt diesen Morgen folgendermassen:
«Früe am Güdelmändig Morge,
Wenn mir ghöired Trichle lütä,
Weiss z Einsidle jede Büebel,
Was das Zeiche söll bedüte.
Und i allä Näschter zabled
Chindebei, und au die Altä
Mag s bi derä Morgämusig
Chumm mej i dä Fädre bhalte.
Was d Einsiedler hür verspüred
Chasch mit keinem Name tauffe,
Tüend s am Fasnachtsmändig Morgä
Mit em Tüfel Hudi laufä.»

Ab 04.00 Uhr in der Frühe machen in den letzten Jahren 50 – 80 Trichler der Goldmäuder, Bürgerwehr, Einheit und vielen privaten Frauen und Mannen einen rhythmischen Weckruf durch das ganze Dorf. Unverkleidet, meist ohne Zuschauer am Strassenrand, aber mit einigen verschlafenen Gesichter hinter den Schlafzimmerfenstern, werden rund 7.5 km abgespuhlt. Man möchte ja allen verkünden: «Es isch Fasnacht». Ob knietiefer Neuschnee, eisglatte Strassen oder auch warmes Tauwetter, die Fasnächtler hält nichts davon ab, die Trichel umzuschnallen. Jeder kann mitmachen und ist willkommen. Die verschiedenen Gruppen haben für jeden die passende Trichel parat. Damit die einen, die frühmorgens zur Arbeit müssen, nicht ganz ohne Fasnacht auskommen, wird der erste abgehende Zug aus Einsiedeln von den Trichlern verabschiedet.

Um 06.00 Uhr wird dann das verdiente Morgenessen eingenommen, «heissä Schinkä mit Gummelsalout». Meist mit einem Bier, denn in den zwei Stunden ist doch der eine oder andere Schweisstropfen geopfert worden. Ein längeres Zusammensitzen beim Frühstück ergibt sich nie, da schon bald der einzigartige Sühudiumzug bildet. Schnell nach Hause, das Tenue wechseln und wieder ins Dorf.

Sühudiumzug

Für viele ein Höhepunkt der Einsiedler Fasnacht!

«Sühudi» ist eine Bezeichnung, die nur im Bezirk Einsiedeln Verwendung findet und nur hier traditionell richtig verstanden wird. So hat der Umzug auch nichts mit unappetitlichen Dingen zu tun. Tierkadaver, Knochen oder andere unziemliche Sachen sind verpönt.

Ein Sühudi ist eine Gestalt, die vielerlei Gestalten verkörpern kann. So wird meist alter Kleiderplunder wild durcheinander kombiniert ohne Rücksicht auf Geschlecht, Grösse oder Farben. Die Larve ist meist eher eine groteske, derbe Schreckfigur, wo schiefe Nasen, Warzen oder Überbiss gerne überzeichnet werden.

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Auch werden allerlei Gegenstände benutzt, welche zum gewählten Thema passen oder einfach einen Anknüpfpunkt geben, um mit dem Zuschauer am Strassenrand zu integrieren. Moderne Masken aus Kunststoff oder geschminkte Mäschgli werden nicht nachhause geschickt, aber erfreuen kann sich der Fasnachtsliebhaber eher an selber gemachten Larven.

Der Sühudiumzug ist wie der Seniorenumzug, nicht organisiert. Er formiert sich einfach. In etwa um 08.00 Uhr belebt sich der Dorfplatz langsam. Aus allen Gassen und Häusern kommen die einzelnen Hudi’s oder Tüüfel, welche meist zuerst noch kurz einkehren und einen Kaffee avec oder «En Gsprütze» zu sich nehmen. Die Beizen im Unterdorf sind bereits gut besucht und manchmal ist nicht mal mehr ein Sitzplatz zu ergattern. Es geht den einen leichter, mit etwas «Gügs» mit den Zuschauern zu integrieren. Gegen halb neun treffen immer mehr Tüüfel, Trichler und Sühudis ein und reihen sich langsam vor dem Central (Dorfplatz) auf.

«Dr Tüfel» holt die Leute ab der Frühmesse an die Fasnacht, daher auch die einfache Route, die Hauptstrasse rauf und zurück ins Dorf wieder runter. Um neun Uhr gehen die ersten Tüüfel los, ohne Kommando oder anderer Anweisung in Richtung Kloster. Die Fuehrmänner treiben sie mit den Geiseln an und machen auch die dicht gedrängten Strassen breiter. Früher ein paar wenige Tüüfel, sind heute meist über hundert Tüüfel anzutreffen. Sobald die letzten Tüüfel unterwegs sind, setzen die Trichler ein, welche auch als echte Süühudi die grossen Tricheln umgeschnallt haben und somit den urtümlichen Umzug mit ihrem rhythmischen Klang antreiben.

Diesem, noch einigermassen geordneten Ablauf folgen an wild zusammengewürfelt die Sühudi, einzeln oder in Gruppen. Mit einem Korb oder Handwagen bis zu grösserem Gefährt, mit Getöse und Rauch. Schnell kommt der Umzug ins Stocken, müssen doch alle bekannten Gesichter am Strassenrand angesprochen werden. Da werden die Dauerthemen des letzten Jahres durch den fasnächtlichen Kakao gezogen, dort eine Flasche mit ungewissem Gebräu angeboten. Für die Hudi ist es am schönsten, wenn die Zuschauer auch auf die Hudi eingehen und parieren. So kann richtig schön intrigiert werden.

Schnell sind anderthalb Stunden durch und die letzten Hudis sind noch immer nicht auf dem Klosterplatz angekommen, da ziehen die Tüüfel und Trichler bereits wieder die Hauptstrasse hinunter. Das frühere Abwarten, bis alle oben angekommen sind, wird in den umliegenden Gaststätten im Oberdorf mit einer Stärkung verkürzt. Da sich die Menge stetig vergrössert, kommt es seit einigen Jahren zum Gegenverkehr auf der oberen Hauptstrasse, was genau diesem Umzug aber gar nichts anhaben kann, da er ja eben nicht organisiert ist.

Nächster Halt der Umzugsspitze ist die Brauerei Rosengarten, wo sich meist unter Konsumation des heimischen Bieres der eigentliche Umzug langsam auflöst. Da sich die Zeiger der Uhren langsam gegen den Mittag verschieben, sind bereits einige wiederum im Stress. Am Nachmittag kommt der nächste Höhepunkt und da gilt es sich wiederum anders bereitzumachen. Anderen bleiben den Rest des Güdelmändigs als Sühudi unterwegs, am Nachmittag als Zuschauer und am Abend vielleicht wieder in den Beizen.

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Grosser Wagenumzug

Dies ist ein Umzug wie er an vielen anderen Orten auch anzutreffen ist. Seit der Gründung der Goldmäuder 1930 wird ein solcher Umzug am Montag organisiert. Jetzt alternierend mit der Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr, früher auch noch mit Zirkus Kraft und Mut des Turnvereins.

Heute weist der Umzug meist rund 50 – 60 Gruppen auf. Bunt gemischt mit grossen, bunten und lauten Wagen, Guggenmusiken, Trichlergruppen, Kindergruppen, Fussgruppen oder auch vom Vormittag übrig gebliebene Tüüfel. Manchmal ziehen auch noch einige Sühudi mit, da sie sich eh nichts sagen lassen.

Alle Teilnehmer werden von der organisierenden Gesellschaft im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben (ehemals Dorfzentrum) von der Mäuderküche aus verpflegt. Danach gleitet der Tag nahtlos in das Fasnachtstreiben der Nacht über. Wiederum ist wildes Treiben auf den Strassen und in den Gaststätten angesagt.

Fasnachtszischtig

Brotauswerfen

Wohl einer der schönsten Fasnachtsbräuche überhaupt, welcher sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Die Figuren des Johhee, Mummerie und Hörelibajass werden an anderer Stelle beschrieben.

Dem Volksmund zufolge wollten die Johheen und Mummerien (Ross- und Viehhändler) über ihre Verluste hinwegtäuschen und sammelten während ihrer Heimkehr aus dem Welschland Geld. Damit kauften sie daheim Brot und verteilten es den Armen. Das Volk sollte glauben, sie hätten noch immer genug Geld im Sack. Die List gelang nicht, und sie wurden ausgelacht, geneckt und gehänselt (Dargestellt durch die Hörelibajass).

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Zwischen 1880 und 1900 verschwand der Baruch fast vollständig. Die private Maskengarderobe wurde 1903 an den Turnverein Einsiedeln übergeben, mit der Verpflichtung, dieses Brauchtum und die Kostüme zu pflegen und weiterzuführen. Die Pflege und Durchführung liegt nun über hundert Jahre in den Händen des jeweiligen Vorstandes des Turnvereins (STV). Die Generalversammlung hat dazu kein Mitbestimmungsrecht. In der Vorfasnachtszeit wird durch die zwanzig Auswerfer im Dorf das Geld für das Brotauswerfen gesammelt. Alles Geld wird nur für das Brotauswerfen, Kostüme, Larven und Bühnen verwendet.

In der Nacht vom Güdelmontag auf den Fasnachtdienstag werden in den Bäckereien des Dorfes über 8’800 Mütschli (aus Halbweissmehl gefertigtes Doppelbrot und wiegt 500 Gramm, ein einzelnes Mütschli also 250 g). Somit ergeben sich über 2.2 Tonnen Brot, das gebacken wird.

Am Dienstag Morgen werden drei Bühnen im Dorf aufgestellt. Das erste Auswerfen beginnt das Schauspiel auf dem Sternenplatz, alle 40 Minuten startet das ganze auf einer anderen Bühne (Sternenplatz – Hechtplatz – Sterenenplatz – Hechtplatz – Dorfplatz). Auf dem Dorfplatz wird die doppelte Menge Mütschli ausgeworfen.

Der Zug der Auswerfer folgt in einer genauen Reihenfolge den beiden Süübloutere-Bajass, welche sich den Weg durch die Menge bahnen. Sobald alle auf der Bühne sind und die Brotsäcke gestapelt wurden, beginnt das Auswerfen mit dem kurzen Schlag der Trichel eines Joheen. Dann fliegen die Mütschli! Mal weit, mal kurz, mal wird es direkt einem Kind in die Hände gegeben. Solchen Geschossen fielen schon Brillengläser, Fensterscheiben oder Leuchtreklamen zum Opfer. Auch wird manch einer mit einer Schürfung im Gesicht oder an den Händen angetroffen. Es gab schon ideenreiche, die Fanghilfen wie Netze oder mit Schirmen versucht haben, sich eiin Mütschli zu ergattern. Solche Praktiken werden nicht geduldet und diese Personen höflich gebeten, dies zu unterlassen. Das beste Mütschli ist selbst gefangen und sofort vor Ort gegessen!

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Pagatverbrennen

Die Fasnachtsgesellschaft Bürgerwehr hat 1952 den seit 1870 eingeschlafenen Brauch des Pagatvergrabens neu belebt. Wurde der Pagat früher noch im Weisswindgarten (Spielplatz rechts neben dem Kloster) im Schnee begraben, wollte man nun keine Nachahmung oder Verspottung von kirchlichen Zeremonien provozieren. Daher wird der Pagat, jetzt dafür etwas grösser, verbrannt. Der Pagat war die Bezeichnung der höchsten Figur des Tarok und entspricht etwa dem unteren Chöpfärölli (Schällä-Buur) der Jasskarten.

Um sieben Uhr formiert sich ein kleiner Umzug aus Fackelträgern, Domino, Tüüfel, weinende Hudi und einer grossen Schar von Trichler aus dem Dorf und den Vierteln, um der Pagat auf seiner letzten Reise zu begleiten. Angeführt wird der Zug von der Fasnachtsziischtigmusig, welche wehmütig den Einsiedler Fasnachtmarsch «Hauet dr Chatz dr Schwanz ab» spielt. Wieder auf dem Klosterplatz (früher auf dem Dorfplatz) wird der Pagat entzündet und alle Teilnehmer umrunden diesen bis der Abend mit dem letzten Aufflackern in das Ustrichle übergeht.

Ustrichlä

Die Mäuder versuchten nach dem Krieg im Zuge des Aufschwunges auch das Ustricheln wieder aufzunehmen. 1947 wurde das Ustrichle von der Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen. In den 50er Jahren konnten sich die Mäuder endlich eigene, eigentliche Fasnachtstricheln anschaffen und auch wurden erstmals Holzlarven angeschafft. Diese Holzlarfen mit Jahrgang ca. 1947 sind zum grössten Teil auch noch heute im Einsatz!

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Die Ustrichler nehmen seit jeher nicht am Pagatverbrennen teil. In den modernen Anfängen, nach dem Zweiten Weltkrieg, der beiden Bräuche gab es zwischen den beiden Gesellschaften heftige Unstimmigkeiten und daher ist man sich gegenseitig nicht in die Quere gekommen. Es hat aber auch einen praktischen Grund. Die wertvollen Hübli der Ustrichler aus Manchester-Stoff und den Pelzeinfassungen sind anfällig auf Brandlöcher. Da durch die knallenden Böller emsiger Funkenflug den Nachthimmel erhellt, werden die sehr alten Kostümteile am einfachsten geschützt, in dem die Mäuder erst später auftreten.

Heute halten sich die Ustrichler vor dem Paracelsusdenkmal bereit und wenn sich das Pagatverbrennen langsam auflöst. Die Buebätrichler haben den Pagat umrundet und treffen sich nun mit den Ustrichlern und schlissen sich ihnen an. Für die Buebätrichler ist es jeweils ein würdiges Erlebnis, wenn sie mit Grossen mit dürfen.

Nun starten die Ustrichler und ziehen die letzten Zuschauer die Hauptstrasse hinunter, für ein letztes Aufbäumen der Einsiedler Fasnacht. Seit 1991 laufen auch wieder regelmässig zwei Kälber bei den Ustrichler mit. Diese Maske war lange verboten und fast verschollen und trat nur sporadisch auf. Mit seiner kleineren Trichel und den hastigen Sprüngen machen die Kälber den Ustrichglern Platz und schauen auch, ob es in der nächsten Wirtschaft überhaupt Platz hat. Die Buebätrichler verabschieden sich schon bald einmal. Zum Dank für Ihren Einsatz ist es dem Buebätrichlerchef und seinen Vize (sie werden in der Regel an der nächsten GV aufgenommen) gegönnt, bis zum Schluss am Ustrichle teilzunehmen.

So manche Wirtschaft wird besucht, in heutiger Zeit in mehreren Gruppen und kurz vor Mitternacht trifft man sich vor dem Rathaus («Geisterhuus»).

Dort wird die Holzlarve ausgezogen und in der Hand gehalten. Nur das Hübli bleibt auf dem Kopf. Nun startet der letzte Gang die Hauptstrasse hinunter und weiter die Langrütistrasse hinauf in Richtung Mäuderschopf. Alle sind müde und erschöpft, trotzdem wird die Trichel nochmals perfekt im Takt kräftig angeschlagen, dass auch jeder weiss: «Es war wieder eine tolle Fasnacht». Schlag Mitternacht verstummen die Tricheln, egal wo sie sich auf dem Weg in den Schopf befinden.

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